//WL2K Bergfest

Gestern Abend haben wir die Hälfte der Strecke Las Palmas – Mindelo geschafft, also schon ganze 430 sm. Der Passatwind zeigte sich bisher von seiner besten Seite, konstant in Richtung und Stärke. Wir segeln mit dem zweiten Reff im Groß und haben die Genua soweit eingerollt, dass die Segelflächen von Groß und Genua in etwa gleich gross sind. Damit haben wir einen sehr ausgewogenen Segeldruckpunkt und somit fast keine Drehmomente in Böen, die uns aus dem Kurs wehen könnten. Der Autopilot, der ja die ganze Arbeit hier an Bord macht, muss dann auch bedeutend weniger arbeiten. Allerdings versetzten uns Wellen, die uns überholen, teilweise ganz schön. Da muss Gustl, unser Autopilot, das ausbrechende Heck dann wieder abfangen. Macht er aber souverän. Das Meer ist recht aufgewühlt, die Wellenhöhe dürfte ca. 3 m betragen, das ist wie immer sehr schwer abzuschätzen. Wir haben leider keine schönen langen Atlantikwellen, sondern eher eine kabbelige Kreuzsee. Das bringt natürlich Bewegung
ins Schiff, allerdings liegen wir verhältnismässig ruhig. Unser Großbaum ist mit einem Bullenstander gegen Überkommen, also gegen eine Patenthalse, gesichert und unsere Genua ist mit dem Spibaum ausgebaumt. So bleibt sie immer weit geöffnet und kann bei der Schiffsbewegung nicht einfallen. Das bringt ziemlich viel zusätzliche Geschwindigkeit. Wir laufen bei 4-6 bft. Wind unter Schmetterling mindestens 6 kn. Nachts, wenn der Wind etwas zulegt, teilweise bis zu 8 kn Fahrt über Grund. Wenn Felix eine Welle hinunter surft, stehen auch schon mal über 10 kn auf der Uhr. Trotzdem bleibt das Schiff sauber auf seinem Kurs und es scheint ihm auch richtig Spass zu machen. Wir wussten gar nicht, dass unser dicker Felix so eine Rennsau sein kann!
An Bord ist alles bestens, die ersten zwei Tage war Sabine leider etwas seekrank, das hat sich mittlerweile aber gegeben und uns geht es richtig gut. Das Pflaster gegen Seekrankheit und viel Vitamin C scheinen ganz gut zu funktionieren. Wir haben jetzt sehr viel Zeit, da man ja bei der Schiffsbewegung nicht allzuviel machen kann. So lesen wir ein Buch nach dem anderen und hören Hörspiele. Die Navigation nimmt kaum Zeit in Anspruch, es geht ja schnurgerade in Richtung Passatwind. Damit müssen wir auch an den Segeln nichts ändern, der Wind ist in Richtung und Stärke konstant und zuverlässig. Anderen Schiffen ausweichen müssen wir auch nicht, bisher haben wir nur zwei Frachter in weiter Entfernung passieren gesehen. Andere Yachten nicht. Es reicht, wenn alle halbe Stunde ein gründlicher Rundumblick gemacht wird. Täglich senden wir dann am frühen Abend unseren Positionsbericht über Kurzwelle, der ja unter „Schiff“ und dann „Position & Route“ abgefragt werden kann. Wenn man auf ei
ne Position in der Karte klickt, kommt noch eine kurze Textmeldung hinzu. Gleichzeitig holen wir uns auch das aktuelle Wetter ab. Dazu steuern wir dann von Hand, da der Autopilot durch seine Relais HF-Störsignale erzeugt, die die Verbindungsqualität beeinträchtigen. Die ganze Funkerei dauert, je nach Verbindungsqualität, ca. eine halbe Stunde, da hat Gustl dann mal Pause. Strom haben wir zum Glück auch ausreichend, trotz fast immer bedecktem Himmel sind unsere Batterien am frühen Nachmittag immer schon wieder vollständig geladen. Unsere grossen Solarpanels bewähren sich also bestens und wir müssen kein einziges Mal die Maschinen zum Stromerzeugen laufen lassen.
Wir hoffen nun, dass alles weiterhin so glatt läuft und freuen uns schon, wenn unser Anker in Mindelo fällt und wir unser erstes wohlverdientes (und dann auch sehr nötiges) Bad im Meer nehmen können.