Jahresrückblick 2016 und etwas Statistik

Nicht zu fassen, Weihnachten kommt wie immer urplötzlich und nächste Woche soll 2016 schon vorbei sein! Höchste Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. 2016 war für uns ein ganz besonderes Jahr, das Jahr in dem unsere Tochter Lea geboren wurde. Wie alle Eltern wissen, ist das ein besonderes Erlebnis und verändert das Leben von Grund auf. Auch wenn man das vorher weiß und natürlich viel gelesen und auch hautnah Berichte von anderen Eltern mitbekommen hat, so ist es doch etwas völlig anderes, wenn so ein kleines Bündel plötzlich in den eigenen Armen liegt und einen braucht, und zwar 24 Stunden am Tag. Man darf manchmal nicht mal schnell auf die Toilette gehen, schon wird man kläglich vermisst. Doch so anstrengend es manchmal auch ist, so viel bekommen wir zurück. Wie Lea sich morgens freut, wenn „endlich“ jemand kommt und sie aus ihrem „Gefängnis“ (ihr Bettchen hat einen ziemlich hohen Rausfall-Schutz) befreit oder wenn sie sich einfach nur freut, weil sie wieder etwas runter geworfen hat, das wir prompt wieder aufheben oder aber wenn sie einem die Ärmchen entgegen streckt und einfach nur in den Arm genommen werden möchte.

Karibischer Sonnenuntergang

Eigentlich wollten wir ja jetzt schon nicht mehr auf Martinique sein, sondern irgendwo auf dem Weg zu den Bahamas. Doch mit Lea ist nun alles anders und wir haben uns entschieden, nicht mit ihr segeln zu gehen, sondern das Leben als Familie an Land fortzuführen, worauf wir uns schon sehr freuen. Unseren „dicken Felix“, unser Heim für die letzten 4 Jahre, haben wir ja schon verkauft. Uns freut, dass er nicht irgendwo im Hafen versauern muss, sondern dass er eine junge Familie beherbergen und neue Abenteuer erleben wird, ganz so, wie er es mit uns ja auch getan hat. Da wird der „Dicke“ bestimmt an Ankerplätze kommen, die er schon kennt, doch leider kann er davon nichts erzählen. So viele tolle Sachen haben wir mit diesem Schiff erlebt, das möchten wir nicht missen.

Blick über die Ankerbucht in St. Anne.

In diesem Jahr gab es für uns im Wesentlichen nur ein Thema, unsere Tochter Lea; der geneigte Leser möge uns diese wenig nautische einseitige Einfärbung dieses Jahresrückblickes verzeihen. Mit der Ankunft auf Martinique letztes Jahr zu Weihnachten hatten wir unser Ziel erreicht: rechtzeitig zur Geburt (und zu Weihnachten!) auf Martinique anzukommen. Medizinisch waren wir hier sehr gut betreut und wir bereuen wir es nicht, zur Geburt hier her gekommen zu sein. Wenn Lea einmal groß ist kann sie außerdem erzählen, dass sie in der Karibik geboren ist, auch wenn sie davon leider nichts mehr wissen wird. Seit April wohnt Lea nun bei uns an Bord und seit August hat sich auch ihr eigenes Zimmer, aber auch der Rest des Schiffes ist ganz von Lea vereinnahmt. Dort wo früher einmal eine Navigationsecke war, ist jetzt die Spiele-Ablage. Dort wo früher unsere Fahrräder waren, bettet sich jetzt Lea und ihr Autositz, ihr Tragerucksack und all das weitere Zubehör. Haben wir früher nicht bei jedem Landgang Müll mit an Land nehmen müssen, haben wir jetzt immer eine schwere Windeltüte dabei.

Lea ist 10 Tage alt und ist auf Blue Felix angekommen.

Vom Segeln können wir dieses Jahr nicht viel berichten, wir waren auf eigenen Kielen nur ein einziges Mal segeln und das war ein kurzer Schlag mit dem neuen Eigner von „Blue Felix“. Allerdings haben wir mit der „Teoula“ von Regin und Udo, einem Outremer 43, der mit über 10 kn übers Wasser „flog“, einen kurzen Abstecher nach St. Lucia und wieder zurück nach Martinique gemacht.

Toller Segeltag

Beim Segeln mit Regin und Udo begegnet uns die „Royal Clipper“

Nachdem Lea mit ihrer Mama aus dem Krankenhaus in Fort de France an Bord kamen, sind wir erst einmal in der Bucht von Fort de France geblieben, bis sich unser neues Bordleben eingespielt hatte. Außerdem wollten wir sicherheitshalber in der Nähe einer medizinischen Infrastruktur sein, die wir glücklicherweise nicht benötigt haben. Wir verholten uns in der Bucht von Fort de France zur Anse Mitan, wo Lea ihren ersten Ausflug zu einem andern Schiff gemacht hat, zum Catalac 11 M „Tifricat“. Lea bekam im Mai Besuch von ihrer Oma Rose Marie und unserer Freundin Claudi aus Deutschland. Zusammen sind wir von Fort de France über die Grand Anse d’Arlet nach St. Anne gemotort. Lea hat diese erste größere Seereise verschlafen.

Oma zu Besuch

Den Rest des Jahres sind wir in der wunderschönen Bucht von St. Anne vor Anker gelegen, haben uns ab und zu nach Le Marin verholt und ansonsten unserer Tochter beim Wachsen zugeschaut. Einige schöne Ausflüge über die Insel haben wir mit dem Mietwagen unternommen, immer in Verbindung mit dem Besorgen und Organisieren von Verschiedenem und so hat Lea schließlich auch einen deutschen Pass vom deutschen Konsulat bekommen. Mit dem neuen Pass verbrachten Lea und Mama dann 5 schöne Wochen in Deutschland, über die sich vor allem Leas Großeltern und ihre Tante gefreut haben. Ihren ersten Transatlantikflug hat sie auf Mamas Arm verschlafen, aber dafür ein Zertifikat der Airline bekommen.

Mit Lea haben wir viel von der Insel gesehen.

Und natürlich war da noch der tropische Sturm „Matthew“, der nach seinem Durchzug über die kleinen Antillen zum Hurrikan wurde. Wir haben ihn gut geschützt in der neuen Marina Caribe Antilles verbracht. Lea hat „Matthew“, der mit über 65 Knoten über Martinique hinweg zog, einfach verschlafen. Und nun ist also wieder Weihnachten. Das erste Weihnachten mit Lea, das letzte Weihnachten an Bord von „Blue Felix“. Was wohl das kommende Jahr für uns bereit hält? Wo wir wohl das nächste Weihnachtsfest feiern werden? Das wissen wir alles noch nicht. Momentan erfreuen wir uns noch mit Lea am karibischen Wetter, am Meer und am Strand, bis uns dann Ende März der deutsche Alltag wieder hat.

„Matthew“ wettern wir in der Marina ab.

Am Strand in St. Anne.

Nicht nur das Jahr ist bald zu Ende, sondern auch unsere Reise mit „Blue Felix“. Zeit für etwas Excel-Akrobatik:

Im April 2013 sind wir aufgebrochen, wir waren also knappe 4 Jahre mit unserem „Dicken“ unterwegs. Wir haben mehr als 7600 sm zurück gelegt, 20 Länder bereist und haben 33 Inseln angelaufen. Dabei haben wir insgesamt ca. 1300 Liter Diesel verbraucht, allerdings gehen davon mehr als 200 Liter auf Kosten des ca. 1-2 Monate dauernden Kanalfahrens durch Holland auf der Staande Mast Route. Pro Tag haben wir durchschnittlich ca. 5,3 sm zurückgelegt. Wären wir also jeden Tag zwei Stunden spazierengegangen, hätten wir es streckenmäßig auch in die Karibik geschafft. Durchschnittlich haben wir ca. einen Liter Diesel pro Tag verbraucht. Für jede zurückgelegte Meile errechnet sich so ein Verbrauch von 0,2 Liter. Unsere Nächte verbrachten wir folgendermaßen: 65% vor Anker, 22% in Marinas oder an einem Steg, 7% an einer Mooring, 3% „on the hard“ und 3% aller Nächte verbrachten wir segelnd auf dem Meer. Hier zeigt sich mal wieder, dass man beim Fahrtensegeln die wenigste Zeit mit Segeln verbringt, sondern vor Anker oder im Hafen. Natürlich würden sich die Zahlen bei einer evtl. Weiterfahrt in den Pazifik etwas verschieben, da würde man doch einige Nächte mehr auf See verbringen.

In den knappen vier Jahren haben wir die Backbordmaschine ca. 380 Stunden im Einsatz gehabt, die Steuerbordmaschine knappe 400. 30 Gasflaschen à 3 kg haben wir verbraucht, d.h. durchschnittlich mussten wir alle 45 Tage eine neue anschließen. Wir benötigten pro Monat also ca. 2 kg Gas um zu kochen. Am Backofen haben wir eine separate Gasflasche. Diese mussten wir 7 Mal wechseln, d.h. wir haben ca. ein halbes Kilo Gas pro Monat verbraucht und das hauptsächlich fürs Brotbacken.

Seit unserer Abfahrt in Deutschland haben wir für ca. 230 € Wasser getankt. Allerdings ist Wasser in den Marinas in Europa meistens im Marina-Preis enthalten, es fielen dort also keine zusätzlichen Kosten für Wasser an. Explizit mussten wir erst seit Mai 2014 für Wasser bezahlen, also in den letzten 32 Monaten. Seit wir Europa verlassen haben, haben wir monatlich gut 7 € für Wasser ausgegeben. Durch unsere Möglichkeit in kurzer Zeit viel Regenwasser sammeln zu können, mussten wir meistens nur Wasser tanken, wenn wir Besuch an Bord hatten und dadurch unser Wasserverbrauch deutlich erhöht war. In der Tat haben wir das letzte Mal im Mai Wasser getankt. Für uns hätte sich eine Seewasserentsalzungsanlage, über die wir anfangs nachgedacht hatten, also niemals amortisiert.

196 Liter Benzin haben wir mit unserem Außenborder (4 Takt) verbrannt, d.h. durchschnittlich ca. 4 Liter pro Monat. Allerdings haben wir das Dingi auch erst richtig nach den Kanaren benötigt, davor hielt sich dessen Einsatz in Grenzen, sodass wir eher einen durchschnittlichen Verbrauch von 6 Litern pro Monat hier in der Karibik erreichen, wo wir das Dingi täglich benutzen.

Ein- und Ausklarieren hat uns insgesamt und fast ausschließlich in der Karibik 254 € gekostet.

Auf unserer Reise haben wir zwei Sätze Servicebatterien verbraucht und je eine Starter- und Ankerwinsch-Batterie. Größere Reparaturen gab es keine und kleinere Reparaturen bei der wir Hilfe von außerhalb benötigt hätten, gab es auch nicht wirklich.

Auf den Tag umgerechnet haben wir täglich exakt 4 € in Marinas oder Moorings investiert. Wenn man bedenkt, dass wir, abgesehen von Hurrikan „Matthew“, seit mehr als 2 Jahren in keiner Marina waren, ist das überraschend viel.

Wir wurden nie bestohlen, angegriffen oder haben ähnlich schlimme Erfahrungen machen müssen. Natürlich hatten wir Glück, waren aber auch immer sehr vor- und umsichtig und haben nach Sonnenuntergang das Schiff sehr selten verlassen und auch unser Dingi selbst an den Davits immer angeschlossen.

Drogerie-Artikel haben uns ca. 870 € gekostet, das meiste davon haben wir wohl in Klopapier investiert. 🙂

Um unsere Wäsche an Land zu waschen haben wir ca. 500 € ausgegeben. Wir haben aber auch eine kleine Campingwaschmaschine an Bord, mit der wir die kleine Wäsche bei ausreichend viel Wasser an Bord selbst erledigen. Pro Monat kommen so ca. 11 € fürs Wäsche waschen zusammen.

Diese kleine Statistik ist das Resultat einer (von Sabine) akribisch geführten Bordkasse. Sabine hatte allerdings auch viel Spaß daran und außerdem hatten wir unsere Ausgaben so sehr gut im Auge. Weiterhin ergeben sich mitunter unerwartete und lustige Korrelationen.