Es geht los…

Die letzten Tage vergingen für uns wie im Flug. Wir haben mit diversen „Contractors“ unser Anliegen diskutiert, dann abends im Netz recherchiert, dann erneut diskutiert und schließlich verhandelt. Die von uns zu vergebende Aufgabe ist nun klar definiert, die Reste unseres alten Antifoulings müssen komplett entfernt werden. Das wollen wir nicht selbst machen, da das chemische Abbeizen und anschließende Schleifen der alten Giftfarbe uns zu ungesund ist. Wenn das Unterwasserschiff dann bearbeitet wurde, werden wir einen Epoxy-Primer auftragen und danach das neue Antifouling. Allein die Recherche und der Preisvergleich dafür nehmen Tage in Anspruch. Angebote für Epoxy und Antifouling bekommen wir in TT (Trinidad Dollar) oder USD, per Liter oder Gallone, mit und ohne VAT, mit oder ohne Kupfer/Zinn, hart oder selbstpolierend. Die verschiedenen Produkte unterscheiden sich im Preis bis um das Dreifache. Vorher muss man den entsprechenden Laden allerdings erst einmal gefunden haben (unsere Klappfahrräder erweisen uns dabei gute Dienste) und man tut gut daran, sich im Vorfeld schon schlau gemacht zu haben, denn beraten wird man in den seltensten Fällen. Wir sind schon froh, wenn uns nicht totaler Schwachsinn erzählt wird.

Währenddessen haben wir noch die Rümpfe über der Wasserlinie fein angeschliffen, mit Oxalsäure gereinigt und anschließend poliert. Das alte Gelcoat wird somit neu aufgearbeitet und später noch mit Wachs versiegelt. Gleichzeitig müssen wir unserem „Propellermann“ hinterher rennen, unsere Faltpropeller benötigen neue Dämpfer. Wenn man nicht täglich mehrfach nachfrägt, kann man sich sicher sein, dass nichts passieren wird. Ebenso müssen wir unserem „Schweißmann“ hinterher rennen, der Schaden an unserer Reling aus Surinam muss ja auch noch gerichtet werden. Die restlichen Arbeiten (Wartung und Ölwechsel der Saildrives, kleinere Schrammen im Gelcoat ausbessern, und noch ein paar Kleinigkeiten) werden nebenher erledigt.

Um das Gelcoat wieder schön weiß zu bekommen, pinseln wir alles mit Oxalsäure ein. Die Einheimischen nehmen konzentrierte, rauchende Salzsäure, die ist billiger und tuts auch. Natürlich wird dabei keine Schutzkleidung getragen...

Um das Gelcoat wieder schön weiß zu bekommen, pinseln wir alles mit Oxalsäure ein. Die Einheimischen nehmen konzentrierte, rauchende Salzsäure, die ist billiger und tuts auch. Natürlich wird dabei keine Schutzkleidung getragen…

Spaß mit Oxalsäure

Spaß mit Oxalsäure

Seit drei Tagen haben wir eine Klimaanlage auf dem Schiff, die kann man hier für 5,50 USD (inkl. Strom) am Tag mieten. Die Temperatur ist dabei gar nicht das Hauptproblem, nachts ist es eigentlich angenehm kühl, allerdings gibt es Moskitos ohne Ende und die sind ohne Klimaanlage (und damit permanent geschlossenen Fenstern) nicht aus dem Schiff zu bekommen.

Einbau der Klimaanlage

Einbau der Klimaanlage

DSCN2200

Es geht also voran, wenn manchmal auch schleppend und abends fallen wir rechtschaffen müde in die Koje und können es gar nicht erwarten, wieder ins richtige Element zu kommen.

Heftige Regengüsse zwingen uns immer wieder zu Zwangspausen. Zum Glück haben wir einen Katamaran, der uns Schutz vor dem Regen bietet und auch Schatten, wenn es mal nicht regnet.

Heftige Regengüsse zwingen uns immer wieder zu Zwangspausen. Zum Glück haben wir einen Katamaran, der uns Schutz vor dem Regen bietet und auch Schatten, wenn es mal nicht regnet.

Ach ja, gut, dass wir hier sind, denn DANNY ist im Anmarsch.

Wir machen uns einen schönen Sonntag!

Nach dem Ärger der vergangenen Tage machen wir uns heute einen entspannten Sonntag. Begonnen haben wir diesen mit einer (kleinen) Flasche Champagner, die eigentlich für Sabines Geburtstag im Mai gedacht war. Zu diesem Zeitpunkt haben wir aber gerade den Atlantik überquert und wenn wir unterwegs sind, trinken wir keinen Alkohol. Sabine hätte den Champagner auf hoher See wahrscheinlich ja eh nicht vertragen. So haben wir uns diesen heute gegönnt und nochmals auf ein paar tolle Erlebnisse der letzten eineinhalb Jahre angestoßen. Und natürlich auch noch nachträglich auf den Geburtstag von Sabines Mutter. Mein Vater hat uns noch türkischen Kaviar mitgeschickt, den er selbst herstellt. Dazu kauft er zu einer bestimmten Jahreszeit Fischern den Rogen eines bestimmten Fisches ab und füllt diesen nach Zugabe von Salz in die Schwimmblase dieses Fisches. Danach wird das Ganze mit sehr viel Salz bedeckt und ruht für einige Zeit. Danach bekommt dann die Blase einen Überzug aus Bienenwachs. Der fermentierte Fischrogen wird dann von seiner Wachshaut und der Schwimmblase befreit und in feine Scheiben geschnitten. Man kann ihn nun einfach auf Toastbrot mit Butter und etwas Zitronensaft essen und das schmeckt wirklich köstlich. Vielen Dank nochmals an meinen Vater!

Endlich wieder zusammen auf Blue Felix!

Endlich wieder zusammen auf Blue Felix!

Toller Wolkenhimmel.

Toller Wolkenhimmel.

Das Wachs muss weg, um an den türkischen Kaviar zu kommen.

Das Wachs muss weg, um an den türkischen Kaviar zu kommen.

Frühstück mit Champagner und türkischem Kaviar.

Frühstück mit Champagner und türkischem Kaviar.

Sabine hat neue Teile für den Arduino mitgebracht. Nun kann er über Bluetooth mit dem Handy ferngesteuert werden. Tolle Sache, mal schauen, was man damit alles so basteln kann.

Sabine hat mir neue Teile für den Arduino mitgebracht. Nun kann er über Bluetooth mit dem Handy ferngesteuert werden. Tolle Sache, mal schauen, was man damit alles so basteln kann.

Unser Blue Felix wartet nun auf Reparatur. Dazu kam gestern ein Handwerker (ein Holländer, der hier den Ruhestand verbringt) und hat sich das angesehen. Er schaut nun die kommenden Tage in Paramaribo, ob er die Teile, die er zur Reparatur benötigt, finden kann und gibt uns dann wieder Bescheid. Er war jedoch recht zuversichtlich, dass er sowohl die Reling als auch die gebrochene Rolle der Ankerwinsch wieder hinbekommt. Die Rolle kann ggf. mit einer Drehbank ausgefräst und das Innere dann durch ein passendes Aluteil neu aufgebaut werden. Eine Ersatzrolle ist im Internet kaum zu bekommen, da unsere alte „Vetus Alex III“ schon länger nicht mehr hergestellt wird. Wir werden berichten, wenn sich etwas Neues ergeben hat.

Antifouling makes my heart swing!

Wenn das Unterwasserschiff nicht mit einer Bewuchs-hemmenden Farbe gestrichen wird, hat man innerhalb einer Woche einen Unterwasser-Rasen gezüchtet, inklusive Muschelfarm. Dagegen hilft ein Antifouling-Anstrich, der regelmäßig (abhängig vom Gewässer und vor allem der Wassertemperatur), auf jeden Fall jedoch einmal im Jahr, erneuert werden muss. Das ist eine ziemliche Drecksarbeit, da das Zeugs nicht gerade gesundheitsfördernd ist („Giftfarbe“).

So tat ich heute:

Noch von gestern fertig zu machen: Gelcoat reparieren. Hier noch mit Tesa drüber.

Jetzt mit Tesa unten. Als nächstes muss geschliffen werden, erst grob, dann fein.

Und so sieht’s dann fertig aus. Man sieht fast nix mehr! Das liegt allerdings hauptsächlich an der Unfähigkeit meines Handtelefons ordentlich zu fokussieren…

Armor all! Stilleben im Badezimmer mit 90° Phasensprung.

Armor shoes!

BB Rumpf fast fertig, am Bug ist noch der alte Anstrich zu sehen, über den übergestrichen wird.

Der Faltpropeller zugeklappt mit frisch gestrichenem Saildrive und niegelnagelneuer Opferanode am BB Rumpf.

Das Tagewerk ist vollbracht! IST SIE NICHT SCHÖN? (rhetorische Frage!)

Darauf im Barther Hafen ein Bier aus Lübz!

am Montag geht’s ins Wasser…

…so der Plan. Davor aber ist noch „marginal“ was zu tun. Die Marginalität ist natürlich gelogen, ich bin jetzt seit 2 Tagen dran und kein Ende ist in Sicht. Sportbootfahrerschicksal. Hier ein paar Eindrücke:

Anreise Barth (Ostsee), 17 (in Worten siebzehn) Stunden mit dem Zug. Man beachte das Datum auf der Uhr. Aber: jeder Zug kam (halbwegs) pünktlich, alles ging glatt. Und das bei meinem Zug-Fahr-Glück!

Löcher in der Plicht. Wer macht denn so was? Und warum?

Die Opferanode des Ruderblattes hat ihre besten Zeiten (ich glaube schon letzte, bzw. vorletzte Saison oder die davor?) gesehen.

Das beste Erbstück ever: Danke Onkel Walter für Deine Bohrmaschine! Ist ein wenig so, als würdest Du mir selber helfen…

Relingsnetz = üble Stolperfalle, vom Vorbesitzer als Kind-ins-Wasser-Prävention angebracht, ist bei uns (erstmal noch) überflüssig.

Am Steuerstand klafft noch ein Loch in der Wand (hinter dem Schlüsselanhänger), warum auch immer, und Kabel vom Kartenplotter müssen noch verlegt werden.

Nur eines meiner 2 momentanen Fortbewegungsmittel ist einsatzbereit…

Mit Bohrmaschine und eingespannter Drahtbürste bearbeiteter Faltpropeller. Glänzt fast! Muss nur noch ’ne neue Opferanode für’n Saildrive her. Mal sehen, wo ich die herbekomme…

Abendessen am Yachthafen. In der Tüte ist ein Döner (in der Weinflasche ist natürlich Wein). Das kostet hier 3 Euronen. Ich hatte einen Bärenhunger nach der ganzen Schafferei und hab’s nicht ganz geschafft, so mächtig war das. In Konstanz hätte das das doppelte gekostet, dafür wär’s nur die Hälfte gewesen. Ossis…

So schaut ein zerlegter Faltpropeller aus. Musste sein, um an die Opferanode für das Saildrive ran zu kommen.

Beim Chandler um die Ecke, keine 2 Klappfahrradminuten (kfm, meine neue Einheit für Entfernungen „on the dry“) die letzten! beiden! vorrätigen! Opferanoden für einen Yanmar Saildrive erstanden. Und das am Samstag Vormittag, eine halbe Stunde vor Ladenschluss. O-Ton Chandler: Da haben Sie aber unverschämtes Glück, dass ich da noch eine da habe. Wie, sie brauchen noch eine? Im Lager hat er dann nach längerem Suchen noch eine gefunden (Katamaran Business, alles ist doppelt so teuer). Was für ein Glück??? Links alt, rechts neu.

Es pisst. Daher Pause im Trockenen. Mit Aussicht auf den „Balkon“. Der Kollege hinter mir ist unter Zuhilfenahme seiner Leiter schon ein? Bier trinken gegangen…

Abgeplatztes Antifouling am Unterwasserschiff Backbordseite durchs Kranen ins Winterlager, das wartet morgen auf mich…

Gelcoat Repair zur Schrammen ausbessern. Nennt mich den 2-Komponenten-Seren! Eine meiner leichtesten Übungen…

Da ist so eine Schramme im Gelcoat (äusserste weisse Schicht des GFK Schiffskörpers). Man muss das vorher mit der Drahtbürste sauber machen, dann mit Lösungsmittel fettfrei bekommen, dann mit Tesa drum herum abkleben, dann anmischen, dann auftragen, dann bis morgen warten und dann glatt schleifen (natürlich mit der Hand und mehrmals und Sandpapier mit verschiedenen Körnungen). Was ’n Spass. Das ist übrigens Reparaturstelle ca. Nr. 14 und mir tun die Griffel weh…

2-Komponenten-Seren (2kö) kann auch mit Epoxy! Hier der BB-Rumpf mit Epoxy auf Schramme. Morgen wird’s glatt geschliffen und dann 2 x Antifouling drüber. Nein, nicht nur auf die ausgebesserte Stelle sondern aufs ganze UW-Schiff und das in 2 Lagen. Das sind 2 x 2 x 10.4 m streichen. Mir tut jetzt schon der Arm weh, wenn ich nur dran denke. Btw., ich bin kurz davor den Verein „mehr Mitleid für Sportbootfahrer“ (MMFSBF e.V.) zu gründen…