Wir verziehen uns an den Ankerplatz

2013-06-24 (Brest)

Brest ist irgendwie eine seltsame Stadt. Man schafft es nicht 100 m zu laufen oder mit dem Rad zu fahren, ohne entweder Hondepoep oder Glasscherben zu sehen. Ein Wunder, dass wir das eine noch nicht am Schuh haben und das andere im Fahrradreifen! Heute waren wir einkaufen, der Lidl ist gute 3 km entfernt, was nicht so weit klingt, allerdings muss man wissen, dass Brest ziemlich bergig ist. Wie in vielen französischen Orten erscheint uns der Ortskern wieder etwas seltsam. Es gibt eine recht lange Straße, in der nur die Straßenbahn fährt und die allerdings auch recht steil ist, dort sind sehr viele Geschäfte, aber es ist irgendwie egal zu welcher Zeit wie ausgestorben. Dem Lidl haben wir dann an die 60 Kilo Lebensmittel und Getränke abgekauft und sind damit nach hause geradelt, das war wirklich viel Gepäck! Zum Glück ging es nur bergab! Am Samstag haben wir bereits auch schon so viel eingekauft, aber wir müssen es ausnutzen, wenn wir einen Discounter haben, sonst wird es ungemein teuer. Jetzt sind wir wieder versorgt für die nächsten Tage. Das ist auch notwendig, da wir beschlossen haben, nicht über die Biskaya zu fahren. Momentan fühlt es sich noch nicht für uns, als ob wir mehrere Tage draußen sein wollen. Und da wir auch schon oft gelesen haben, dass es an der biskayischen Küste auch ganz nett sein soll und wir mit unserem Tiefgang nirgendwo ein Problem haben sollten, freuen wir uns schon auf die nächsten Tage. Natürlich freuen wir uns auch auf Spanien, deswegen wollen wir am Ende eine kleine Überfahrt über die Biskaya machen und das östliche Eck der Biskaya einfach überspringen und direkt an die spanische Küste fahren. Apropros Spanien: Neulich ist mir aufgefallen, dass wir, seit wir unterwegs sind, noch nie ein spanisches Schiff gesehen haben. Das sagt doch alles über das Segelrevier und das Wetter hier, oder? England ist genauso weit weg von Frankreich wie Spanien, doch der Spanier fährt nicht nach Frankreich, er wird schon wissen warum, er hat keine Lust auf kabbelige See, Rechnereien mit Strömungen und viel zu kalte Temperaturen!

Unsere Einkäufe!

Unsere Einkäufe!

Blick über Brest

Blick über Brest

Den starken Wind am Wochenende haben wir nun hinter uns, wir haben alles gewaschen was es zu waschen gab, waren ausreichend einkaufen und nun wollen wir uns morgen an einen Ankerplatz verholen um dann evt. am Donnerstag zur Ile de Seine zu fahren. Von dort wollen wir weiter nach Loctudy, danach solls zur Ile de Groix gehen und dann mal schauen. Es gibt noch einige Inseln in Küstennähe, sodass wir noch ein bisschen Inselhopping machen können. Und dann mal schauen, wann wir in Spanien sind und wann uns endlich die Sonne erwartet, die euch in Deutschland schon hat kräftig schwitzen lassen. Vom Schwitzen sind wir hier wirklich sehr weit entfernt, wir sind schon froh, keinen Heizlüfter mehr zu benötigen!

Wir werden dann vermutlich in den nächsten Tagen kein Internet haben und wenn dann nur sehr eingeschränkt, wir melden uns wieder sobald wir können!

Sogar hier im Hafen war das Wasser unruhig bei dem starkem Wind!

Sogar hier im Hafen war das Wasser unruhig bei dem starkem Wind!

So viel Wind im Hafen!

So viel Wind im Hafen!

Felix in der Chateau Marina in Brest

Felix in der Chateau Marina in Brest

Lustige Bäume in Brest

Lustige Bäume in Brest

In Brest abwettern

2013-06-21 (L’Aber Wrach nach Brest)

Wir sind gegen halb 1 Richtung Brest aufgebrochen. Der Wind war wie vorhergesagt aus Westen, bei maximal 14 Knoten. Irgendwann konnten wir dann auch segeln, doch irgendwie war Felix wie gebremst, wir sind irgendwie nicht so schnell gewesen, wie wir schon unter gleichen Bedingungen gesegelt sind. Ein Monoschiff hat uns überholt, doch bei ihm sah es auch so aus, als ob er irgendwie mit angezogener Handbremse fährt. Das war aber alles nicht so schlimm, da wir zu der Zeit schon im Chenal du Four waren, dort herrschen starke Strömungen. Und so haben wir auch 4-5 Knoten Strömung mit uns gehabt. Das kann man sich wirklich kaum vorstellen, denn das sieht man dem Wasser nicht an und wir sehen es nur an unserer Geschwindigkeit, die uns das GPS ausgibt. Bis zum Südende des Chenal du Four, beim Pointe de St Mathieu, war das Meer sehr ruhig und Felix lag auch sehr ruhig. Doch plötzlich wurde das Meer sehr ungemütlich, das Wasser hat gekocht. Das war wirklich beeindruckend wie schnell das geht. Da wir mit raumem Wind gesegelt sind und unseren Großbaum ziemlich weit raus gelassen haben und der Wind in diesem Moment leider ziemlich nachgelassen hat, war es nahezu unmöglich sinnvoll weiter zu segeln. Uns hat es so umhergehauen, dass auch der Baum von der einen auf die anderen Seite wollte, da zu wenig Winddruck in den Segeln vorhanden war. Wir haben dann kurz die Motoren angeworfen. Nach einer Meile war der Spuk auch schon wieder vorbei und wir konnten nach Brest einbiegen. Brest liegt nämlich leider nicht direkt an der Küste, sondern ca. 10 sm landeinwärts. Das hat den Vorteil, dass man in Brest ziemlich geschützt ist. Und genau das war ja unser Plan, da das Wochenende ziemlich ungemütlich werden soll. Aber es hat nun mal auch den Nachteil, dass man erstmal 2 Stunden rein fahren muss und irgendwann auch wieder raus. Wenn unsere Maschinen laufen, dann werfen wir immer wieder einen Blick in die Motorenräume, ob alles in Ordnung ist. Irgendwann war es bei der Stb-Maschine wieder zu heiß und wir haben das Gas zurück genommen. Sven stellte fest, dass die Lichtmaschine viel zu heiß ist, der Motor selbst nicht. Er trennte daraufhin die Lichtmaschine vom Motor und wir haben wieder Gas gegeben und siehe da, alles funktioniert tadellos. Nun wissen wir, dass unsere Motoren selbst keine Probleme haben, aber irgendetwas mit der Lichtmaschine nicht stimmt und dass dann auch zur Folge hat, dass sich der Keilriemen stark abnutzt. Wir sind dann in die Marina du Chateau gefahren und haben dort an einem der letzten Plätze fest gemacht.

2013-06-22 (Brest)

Wir haben mal wieder geschlafen wie Steine, deswegen haben wir wohl auch nicht gehört, dass der Zoll heute Morgen bei uns geklopft hat. Irgendwann bin ich sowieso aufgestanden und wollte zum Hafenmeister um zu bezahlen und da habe ich gesehen, dass der Zoll gerade auf anderen Schiffen zu Gange ist, da habe ich mir noch gedacht: Haha, ihr habt gerade den Zoll da. Doch kaum war ich angezogen war auch schon eine junge Frau vom Hafen bei uns, die unsere Daten aufnehmen und abkassieren wollte. Sie sagte mir dann, dass der Zoll noch zu uns kommen wir und heute Morgen schon da war, aber wir geschlafen hätten. Keine Minute später war der Zoll da und ich musste Sven wecken, der sich dann auch recht schnell ein Beinkleid zulegte. Die netten Damen und Herren vom Zoll wollten nicht mal ins Schiffsinnere und auch sonst haben sie kein Fach oder ähnliches geöffnet. Sie haben lediglich unsere Daten von den Schiffspapieren und Ausweisen abgeschrieben und uns gefragt, ob wir Waffen, Drogen oder sehr viel Bargeld dabei hätten. Da wir nichts von all dem mit uns herum fahren, sind sie auch wieder gegangen. Warum heute Morgen alle Schiffe kontrolliert wurden, wissen wir nicht, auch nicht ob das hier jeden Samstag so abläuft.

Unser Plan hier abzuwettern geht auf. Wir messen hier im Hafen teilweise über 20 Knoten Wind, und das obwohl wir gerade Ebbe haben und unser Mast, und damit unser Messgerät, ziemlich weit unten ist. Außerdem sind wir ja wie bereits erwähnt sehr weit im Landesinneren, liegen hinter der großen Hafenmauer des Militärhafens und dann noch hinter der hohen Hafenmauer des Hafens. Und sogar hier im Hafen bilden sich Wellen und das Wasser sieht sehr aufgepeitscht aus. Die Wettervorhersage sagt für heute Abend 5 m hohe Wellen voraus, da sind wir mal froh hier zu sein. Hier gibt es auch Waschmaschinen, so dass wir heute endlich mal wieder zum Waschen kommen. Wenn das erledigt ist, schnappen wir uns die Fahrräder und gehen einkaufen, unsere Vorräte haben sich in letzter Zeit ziemlich dezimiert, da wir lange nicht mehr die Gelegenheit hatten in einem Discounter einzukaufen. Die kleinen Supermärkte haben hier teilweise so hohe Preise, dass man bei einem Großeinkauf das Doppelte ausgeben muss und so haben wir in letzter Zeit von unseren Vorräten gelebt und werden nun den Lidl in Brest plündern!

Gut angekommen

2013-06-19 (Brignogan nach L’Aber Wrach)

Heute haben wir Brignogan kurz vor Hochwasser verlassen. Der Vormittag war wunderschön, doch kurz bevor wir los wollten, hat sich plötzlich etwas verändert. Die Sicht wurde sehr rasant schlechter und der Himmel und das Meer sahen aus, als ob gleich irgendwas passiert. Wir sind dann die Strecke wieder unter Motor bis nach L’Aber Wrach gefahren, jetzt sind wir uns sicher, dass die Maschinen in einem tadellosen Zustand sind und wir uns wieder auf sie verlassen können. Wettertechnisch ist dann doch nichts passiert, obwohl es wirklich ausgesehen hat, als ob gleich ein Sturm mit Gewitter über uns herein bricht. Hier sind wir gut angekommen und haben am Steg fest gemacht. Morgen soll der Wind sehr schwach sein, darum bleiben wir hier und machen eine kleine Radtour. Ein neues Brot müssen wir ja auch wieder kaufen, hab unseres heute im Supermarkt liegen lassen… Wir beobachten das Wetter weiter und dann kann es vielleicht am Freitag nach Brest weiter gehen.

Auf dem Heimweg vom Supermarkt in L'Aber Wrach.

Auf dem Heimweg vom Supermarkt in L’Aber Wrach.

Nur „halb“ trocken gefallen

2013-06-17 (Roscoff)

In Roscoff war am Samstag der Zieleinlauf der 3.Etappe der „La Solitaire du Figaro“. Eine Regatta für sportlich ambitionierte Einhandsegler. Sie geht über 4 Etappen und endet in ein paar Tagen in Dieppe. Der Zieleinlauf der Schiffe war am Samstag Nacht, das haben wir verschlafen, aber am Sonntag haben wir uns dann die Sportgeräte angeschaut. Als Klassenregatta ausgetragen, hat jeder Teilnehmer das baugleiche Schiff, sie unterscheiden sich nur in Farbe und Sponsor. Das ist schon was anderes als unser gemütliches dahinsegeln. Einer der Teilnehmer stammt aus Roscoff und hat bereits an der Vendee Globe teilgenommen. Das Schiff mit dem er teilgenommen hat, war auch im Hafen von Roscoff zu bewundern. Da fällt einem nichts mehr ein. Es gibt so viele kleine Details, so viele verschiedene Möglichkeiten die Segel einzustellen, aber da geht es nicht nur um jeden Knoten Geschwindigkeit, sondern auch um Zehntel. Dieses Schiff hat keine Stangen, sondern als Kraftaufnahme zwei lange Ausleger, die die Abspannung des Mastes gewährleisten sollen. Es macht halt doch einen Unterschied, was man mit seinem Segelschiff vorhat, möchte man darauf leben können und verzichten dafür auf hohe Geschwindigkeiten? Oder will man jede Regatta gewinnen, bei der man eh keine Zeit zum schlafen hat und deswegen gar keinen Wohnraum benötigt. Wir haben uns eindeutig für den Wohnraum entschieden!

Uiuiuiuiui!

Uiuiuiuiui!

Die Jungs von der Regatta versuchen sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

Die Jungs von der Regatta versuchen sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

Teilnehmendes Schiff an der Regatta La Solitaire du Figaro

Teilnehmendes Schiff an der Regatta La Solitaire du Figaro.

Hafen von Roscoff mit allen Regatta-Schiffen.

Hafen von Roscoff mit allen Regatta-Schiffen. In Orange im Vordergrund ist unser Abschlepper zu sehen.

Hafen von Roscoff.

Hafen von Roscoff.

2013-06-18 (Roscoff nach Brignogan)

Heute sind wir von Roscoff nach Brignogan gefahren. Es waren nur ca. 20 sm bei so gut wie keinem Wind, aber die Fahrt war sowieso dazu gedacht, die Maschinen auf Herz und Nieren zu prüfen. Es hat alles gut geklappt und wir sehr gut angekommen. In Brignogan haben wir an einer Besucherboje festgemacht und es ist total schön hier. Ganz ruhig und wenn man sicher festgemacht ist, sehen die sonst bedrohlichen Steine sogar richtig schön aus! Am Abend wollten wir ja dann trocken fallen und uns das Dorf anschauen, doch leider hat das nur so halb geklappt. Die Wassertiefe wurde immer geringer und wir sind auch aufgesessen, aber leider blieb das Wasser noch kniehoch stehen! Das hat dann gerade gereicht um den Wasserpass mit „Anti-Gilb“ zu reinigen. Und das war ein beeindruckendes Erlebnis. Wir hatten ja noch einen sehr gelben „Flussrand“ aus Holland und nach Einreiben mit Anti-Gilb konnte man richtig zuschauen, wie der Rumpf wieder in neuem weiß erstrahlt. Jetzt sind wir wieder vorzeigbar! Ein Blick ins Wetter sagt uns, dass wir weiter sollten. Am Samstag kommen anscheinend 40 Knoten auf uns zu und da möchten wir lieber in einem Hafen, als an einer Boje sein. Außerdem ist die Windrichtung so, dass es auch Sinn macht, weiter zu ziehen, sonst kommen wir hier nur noch unter Motor weg. Auch wenn wir noch gerne hier geblieben werden, das Wetter hat unser Leben im Griff und deshalb geht es morgen weiter nach L’Aber Wrach, und wenn alles klappt, geht’s dann am Freitag weiter nach Brest. Dort wollen wir auf gutes Biskaya-Wetter warten und davor haben wir noch einiges zu erledigen.

Fenster abkleben bevor abgedichtet werden kann.

Fenster abkleben bevor abgedichtet werden kann.

Abdichten mit Sikaflex.

Abdichten mit Sikaflex.

Hier noch ein nachträgliches Bild von unseren gestutzten Propeller-Flügeln... Mittlerweile haben sie alle wieder die gleiche Länge.

Hier noch ein nachträgliches Bild von unseren gestutzten Propeller-Flügeln… Mittlerweile haben sie alle wieder die gleiche Länge.

Felix erstrahlt in neuem Glanz, dank Anti-Gilb!

Felix erstrahlt in neuem Glanz, dank Anti-Gilb!

Wer hat denn hier nicht zu Ende geputzt?!

Wer hat denn hier nicht zu Ende geputzt?!

Halb trocken gefallen.

Halb trocken gefallen.

Bluemuckl hat nicht aufgepasst!

2013-06-14 (Jersey nach Roscoff)

Ein Tag wie verhext! Wie geplant, haben wir am Abend noch den Hafen verlassen und uns an den Wartesteg verholt. Dort waren bereits einige Schiffe, die auch früh los wollten und wir hatten Glück, dass noch ein Platz frei war. Pünktlich um 04:00 Uhr (MESZ) haben wir dann Jersey verlassen. Mann, war das dunkel!! Es ist schon richtig, dass wir bisher immer vermieden haben bei Nacht in einen uns unbekannten Hafen einzulaufen! Wir kannten ja die Ausfahrt bereits von unserer Ankunft, aber es war wirklich schwierig überhaupt etwas zu sehen. Ein paar beleuchtete Tonnen sind im Wasser, aber dann hört es auch schon recht schnell auf und trotzdem müssen wir sehr umsichtig fahren und unseren Kurs halten, da um die Insel noch alles voller Felsen ist und wir auch bei Niedrigwasser losgefahren sind. Plötzlich ein lautes, grelles Pfeifen, wir dachten zunächst an die Wassermelder im Rumpf, doch daher kam es nicht. Nein, es war die Steuerbord-Maschine, die überhitzt war und deswegen einen Alarm gegeben hat. Also Maschine aus und mit der Backbord-Maschine weiter, der Seegang war moderat und so war das kein Problem. Kurzes Nachschauen was das Problem ist: Der Keilriemen war gerissen. Da wir noch Ersatzriemen dabei hatten, haben wir beschlossen uns weiter von der Insel frei zu machen und dann wie geplant die Segel zu setzen und wenn es hell wird, den Keilriemen zu ersetzen. Gesagt getan, gegen 06:00 sind wir gut unter Segel voran gekommen und Sven hat mal kurz den Keilriemen gewechselt, kurzer Testlauf, alles funktioniert wieder wie immer. Nach ein paar Stunden hatte der Wind keine Lust mehr sich an die Vorhersage zu halten und hat so gut wie aufgehört. Also wieder Maschine an, schließlich hatten wir noch einige Meilen vor uns und wollten nicht zu sehr rumtrödeln um nicht am Ende noch Gegenströmung zu bekommen oder bei Nacht in den Hafen einlaufen zu müssen. Tja, doch leider überhitze die Stb-Maschine aus noch unerklärlichen Gründen wieder. Unsere Theorie war, dass sie nicht ausreichend gekühlt wird, aber: was solls, wir haben ja noch die Backbord-Maschine. Wir konnten dann noch mal ein kurzes Stück segeln, aber letztendlich mussten wir mehr motoren als gedacht, da der Wind nicht ideal war, so war das alles nicht geplant! Das haben wir uns nicht so vorgestellt. Umso näher wir an die französische Küste gekommen sind umso „fälscher“ wurde die Windrichtung für uns (das hat dann überhaupt nicht mehr mit der Vorhersage zusammen gepasst) und das Meer wurde auch sehr ungemütlich. Die Wellen waren recht kurz und steil (wegen Wind gegen Strömung) und haben uns dann kräftig durchgeschüttelt. Irgendwann waren es dann nur noch 10 sm bis Roscoff, wir waren gut in der Zeit und hätten es geschafft mit mitlaufender oder gar keiner Strömung in den Hafen zu kommen. Aber es war alles andere als angenehm, die Backbordmaschine musste unter Volllast  arbeiten, um überhaupt vom Fleck zu kommen. Leider verringerte sich dann plötzlich von alleine die Drehzahl bis zum vollkommenen Stillstand. Da wir noch auf Höhe von irgendwelchen Felsen waren, haben wir sofort wieder die Segel gesetzt, um uns davon frei zu segeln, auch wenn das heißt in die falsche Richtung zu fahren. Sven ist dann auf Spurensuche gegangen und es war schnell klar, die Maschine bekommt keinen Treibstoff mehr. Sven hat eine Stunde versucht, dagegen etwas zu tun und hat auch versucht einen externen Dieselkanister anzuschließen, doch alles erfolglos, da an ein effektives Arbeiten im Maschinenraum bei dem Seegang nicht zu denken war. Auch der Versuch die Stb Maschine nochmal in Betrieb zu nehmen scheiterte, da sie unter Volllast sofort überhitze. Währen Sven versuchte zu reparieren habe ich versucht so nah wie möglich unter Segeln Richtung Hafen zu kommen, wir versuchten, in Richtung Hafen zu kreuzen. Wir wussten ja, dass die Einfahrt nicht sehr schwierig ist und dass es einen relativen großen Vorhafen gibt, der für die Fähren gedacht ist. Unser Plan war, dort unter Segeln hinzukommen um dann in der Marine Hilfe anzufordern, die uns nur noch an den Steg schleppt, das hätte dann das kleine Motorboot des Hafenmeisters geschafft. Doch wir hatten bei diesem Wind und bei diesem rauen Seegang und mittlerweile dann auch gegenlaufender Strömung keine Chance näher heran zu kommen. Auch der Versuch in den alten Hafen zu kommen, der nur ein großes Becken ist, um dort einfach den Anker fallen zu lassen, scheiterte. Da die Vorhersage für die Nacht relativ viel Wind vorhergesagt hat und wir zu der Zeit schon mehr Wind hatten als gedacht, hielten wir es nicht für sinnvoll noch weiter zu segeln und zu warten bis der Wind nachlässt um dann einen Hafen aufzusuchen. Wir haben also unter verschiedenen Funkkanälen versucht den Hafen in Roscoff zu erreichen. Nach mehreren Versuchen kam dann auch eine Antwort und wir haben unsere Lage erklärt und um Abschlepphilfe gebeten. Nach einer Viertelstunde bekamen wir dann die Zusage, dass jemand kommen wird um uns abzuschleppen. Ab unserer ersten Kommunikation mit dem Hafen bis zum Eintreffen des Rettungsbootes vergingen ca. 1,5 Stunden. Da die Strömung und die Wellen sehr stark waren, hat es uns in dieser Zeit um 1 sm versetzt, sodass wir nun über 9 sm vom Hafen entfernt waren. Das Rettungsboot kam in unsere Nähe und uns wurde eine sehr lange Leine zugeworfen, die Sven dann an der Klampe hinter der Ankerwinsch befestigt hat, ich blieb in der Zeit am Funkgerät um mögliche Anweisungen entgegen zu nehmen und dann konnte es losgehen. Wir wurden mit 6-7 kt abgeschleppt, was weitaus schneller war als das, was wir unter diesen Wind- und Seebedingungen je aus eigener Kraft geschafft hätten. Es hat unglaubliche Schläge getan als Felix immer wieder hart auf die Wellen aufgekommen ist. Wir dachten beide nur: hoffentlich hält das die Klampe aus. Denn dies war alles andere als eine gleichmäßige Belastung, denn wenn wir so hart aufschlagen, dann bremst uns das unglaublich und gleichzeitig wird vorne immer noch mit unveränderter Geschwindigkeit gezogen. Nach 1,5 Stunden (es war dann mittlerweile ca. 22:00 Uhr) waren wir dann im Hafen von Roscoff und wir wurden an einen Steg gebracht und uns wurde noch geholfen, das Schiff festzumachen. Unsere „Retter“ haben sich verabschiedet, für sie war das eine Standardsituation und keine besonders schwierige Aufgabe. Sie haben sich in jeder Sekunde sehr professionell verhalten und wir hatten permanenten Funkkontakt! Vielen Dank an die SNSM (Societe Nationale de Sauvetage en Mer) für ihre schnelle Hilfe! Auch wenn wir nie in echter Gefahr waren, waren wir sehr erleichtert den langen Tag gut überstanden zu haben und nun sicher fest gemacht zu sein. Das war kein guter Tag für uns. Dabei haben wir wirklich keinen Fehler gemacht, wir sind zur richtigen Zeit losgefahren, der Wetterbericht für den Tag sah auch gut aus und auch die Seegangsprognose ließ nicht auf solch eine raue See schließen. Wir haben die Strömung richtig berechnet und wir hatten Ersatzteile dabei und Sven hat sich wirklich alle Mühe gegeben irgendetwas bei dem Geschaukele hinzubekommen, doch es sollte einfach nicht sein. Im Schiff selbst sah es aus wie im Krieg, durch die permanenten harten Schläge ist wirklich alles herunter gefallen, was nur runter fallen kann, Schränke sind aufgegangen und und und. Aber nichts ist passiert was man nicht durch aufräumen wieder in den Normalzustand bringen kann. Doch leider hat es unser Windgenerator Willi nicht so gut überlebt. Durch den starken  Wind hat er wie verrückt gearbeitet, was an sich kein Problem war, doch die harten Aufschläge des Buges aufs Wasser gehen durchs ganze Schiff und damit auch bis zum Geräteträger. Das hat bewirkt, dass die schnelldrehenden Rotorblätter an den Mast des Propellers geschlagen haben und sie sich damit selbst gekürzt haben. Aber darum kümmerten wir uns nicht mehr in der Nacht, sondern sind erschöpft und erleichtert ins Bett gegangen.

2013-06-15 / 2013-06-16 (Roscoff)

Heute morgen war ein Mitarbeiter der Seenotrettung bei uns, um die Formalitäten zu erledigen. Es hat alles wunderbar funktioniert und damit ist der Fall für die Seenotrettung abgeschlossen. Für uns noch nicht, da wir immer noch nicht genau wissen, was mit den Maschinen los ist. Doch ehe der bestellte Techniker kam, hatte Sven schon das Problem der Backbordmaschine gelöst. Im Tank selbst gibt es wie wir wissen immer Ablagerungen, die natürlich die Leitung verstopfen können. Durch die vielen Schläge im Seegang wurde dieser Dreck aufgewirbelt und dann angesaugt, dadurch kam kein Diesel mehr im Motor an. Sven hat jetzt alles so weit gereinigt wie erstmal möglich und hat sich alles zurecht gelegt, um so etwas in Zukunft auch unterwegs beheben zu können. Wir werden uns jetzt um ein Pumpsystem kümmern, mit dem wir ab und zu den Diesel durch einen Filter pumpen können, um ihn anschließend direkt wieder zurück in den Tank zu pumpen, um den Diesel dadurch zu reinigen und dann hoffentlich generell weniger Dreck im Tank vorhanden ist. Auch an der Stb Maschine war Sven schon fleißig und hatte die Seewasserpumpe im Verdacht, die den Motor nicht ausreichend mit Wasser versorgt. Doch der gerufene Techniker befand alles für normal und sah das Problem nur im Keilriemen. Der erste ist wohl aus Verschleißgründen gerissen, und der Ersatzriemen war wohl nicht mehr in einem ganz so guten Zustand und war außerdem wohl zu locker gespannt. Jetzt ist einer unserer weiteren Ersatzriemen angebracht und er ist stärker gespannt. Wir haben die Maschine dann hier im Hafen gestartet und ohne einen Gang einzulegen unter Vollgas ein paar Minuten laufen gelassen. Es traten dann keine Probleme mehr auf, doch so ganz trauen wir der Sache noch nicht und wollen deshalb unseren nächsten Törn recht kurz halten um die Maschinen auf Herz und Nieren prüfen zu können.

Wir haben mit anderen Segler gesprochen, die ebenfalls am Freitag hier her unterwegs waren und sie waren auch alles andere als begeistert von den Wetterbedingungen, es war einfach total ungemütlich und damit hat keiner gerechnet. Dass an diesem Tag bei uns alles zusammen kam, war einfach nur Pech. Jetzt bleiben wir erstmal hier, wir haben noch einiges zu erledigen. Sven hat bereits Willis Flügel alle auf die gleiche Länge gestutzt, doch das Lager scheint auch nicht ohne Schaden davon gekommen zu sein, mal sehen was wir da noch retten können. Da auch das Vorsegel unterwegs nicht ohne großen Kraftaufwand aus- und einzurollen war, müssen wir auch nach der Rollanlage schauen, es muss einen Grund geben, wieso diese so schwergängig läuft. Auch im Inneren des Schiffes muss alles wieder auf Vordermann gebracht werden und einkaufen sollten wir auch mal wieder gehen. Da der Wind auch weiterhin sehr unbeständig in der Windrichtung auch sehr böig ist, bleiben wir vorerst hier, bis wir alles wieder auf Vordermann gebracht haben und die Bedingungen besser werden. Momentan heißt das, dass wir am Dienstag weiter nach Brignogan wollen. Dort werden wir an einer Mooring festmachen oder ankern um dann bei Niedrigwasser trocken zu fallen. Das gibt uns Zeit auch unseren gelben Rand auf Höhe der Wasserlinie zu entfernen, sieht nämlich nicht sehr schön aus. Es bleibt also viel zu tun und wir hoffen, dass wir bald in ein schöneres Segelrevier kommen und auch etwas Urlaubsstimmung aufkommt und wir uns etwas entspannen können.

Das gibt ne kurze Nacht!

2013-06-13 (Jersey)

Heute haben wir einen Ausflug zum Elizabeth Castle gemacht. Der Weg dorthin führt über den Meeresboden, d.h. wir sind ein bisschen vor Ebbe los gelaufen und sind trockenen Fußes angekommen. Alternativ kann man auch mit einem abgefahrenen Fahrzeug hinfahren, siehe Bild. Und es hat gewindet! Auf dem Hinweg hatten wir den Wind direkt von vorne, da hat man das Gefühl, dass man kaum vom Fleck kommt. Apropos Wind, deswegen sind wir immer noch hier, heute hat es sehr stark geböt, bei einer für uns absolut untauglichen Windrichtung. Die Vorhersage ändert sich für die kommenden Tage täglich und so haben wir beschlossen, morgen weiter nach Roscoff zu fahren. Es ist zwar nicht so viel Wind vorhergesagt (ca. 10 Knoten in Böen auch mehr), aber immerhin aus der richtigen Richtung, wenn sich der Wind auch daran hält! Heute Abend bereiten wir das Schiff vor und verlassen dann noch den Hafen, dafür haben wir noch bis heute Nacht um ca. 02:00 Uhr Zeit. Gegen 04:00 Uhr (MESZ) wollen wir dann aufbrechen. Wir hoffen, dass wir spätestens gegen 21:00 Uhr in Roscoff ankommen. Auf unserer Karte wissen wir leider gar nicht so genau wo es in den Hafen hinein geht, da der Hafen ja ganz neu ist, aber dank Internet haben wir neuere Luftaufnahmen gefunden, so dass wir nun wissen wo die Einfahrt ist. Wir sollten ja noch bei Tageslicht ankommen und in der Einfahrt von Roscoff liegen nicht so viele Felsen herum! Das war‘s also erstmal von uns aus England, ab geht’s zurück nach Frankreich! Ach ja genau, da müssen wir ja wieder die Frankreich-Gastlandflagge heraus suchen! Nicht dass wir von den Franzosen mit unserer englischen Flagge nicht in den Hafen gelassen werden…

Auf dem Weg zu Elizabeth Castle.

Auf dem Weg zu Elizabeth Castle.

So ein Wind!

So ein Wind!

Elizabeth Castle

Elizabeth Castle

So süß!

So süß! Und er kommt wohl jedes Jahr wieder!

Heute morgen haben wir komische Geräusche gehört und da hat doch tatsächlich eine Möwe unsere Mülltüte aufgepickt und auf unserem Balkon verteilt! Blöde Katze!

Heute morgen haben wir komische Geräusche gehört und da hat doch tatsächlich eine Möwe unsere Mülltüte aufgepickt und auf unserem Balkon verteilt! Blöde Katze!

Glühbirnenwechsel im Mast.

Glühbirnenwechsel im Mast.

Heute endlich dazu gekommen, die Dachfensterumrandung zu zuspachteln.

Heute endlich dazu gekommen, die Dachfensterumrandung zu zuspachteln.

 

„Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?!?!“

Wir haben übrigens ein Album erstellt, mit allen Bildern, die wir hier schon veröffentlicht haben. Wir haben beschlossen, Alben in Zukunft chronologisch zu sortieren. Juni Bilder gibts dann im Juli!

2013-06-11 (Jersey)

Nachdem es am Morgen dann doch recht unruhig wurde, sind wir in die Marina von St Helier gefahren. Wenn wir schreiben, dass es ungemütlich ist oder wir sagen, dass wir hohe Wellen haben, dann versuchen wir davon immer Bilder zu machen, aber die können einfach nicht das zeigen, was wir erleben. Es ist fast unmöglich Wellen sinnvoll zu fotografieren.

Speedbootrennen in der St Aubins Bay.

Speedbootrennen in der St Aubins Bay.

Vor Anker in der St Aubins Bay mit Blick auf Elizabeth Castle .

Vor Anker in der St Aubins Bay mit Blick auf Elizabeth Castle .

Wir haben dann noch kurz günstig getankt, weil wir das ja auf Guernsey nicht mehr machen konnten und nun liegen wir ganz ruhig hier am Steg. Irgendwie waren wir dann doch etwas erschöpft und haben gestern nicht mehr so viel gemacht. Ein Rundgang durch die Stadt, ein paar Arbeiten am Schiff, Duschen gehen und schon ist der Tag wieder rum. Die Stadt ist sehr belebt. Man kommt sich vor wie in einer Großstadt mit den vielen Banken und Menschen, die in Anzügen herum laufen. Überall in der Stadt gibt es Schnellimbisse, in denen die ganzen Anzugträger Mittagspause machen und sich über irgendwelche alltäglichen Dinge unterhalten. Da stecken wir echt nicht mehr drin, wir haben nun einen anderen Rhythmus und ganz andere Prioritäten. Wo können wir einkaufen gehen, und das möglichst günstig? Wo können wir unsere Wäsche waschen? Woher bekommen wir Internet? Und vor allem wo ist ein sicherer und günstiger Platz für uns, im Hafen oder vor Anker? Und, wohin geht’s morgen? Wie ist das Wetter? Leider ist der Wind für die nächsten Tage nicht auf unserer Seite. Wir haben uns überlegt, die französische Küste etwas links liegen zu lassen, weil es dort kaum Häfen gibt, die zu allen Zeiten anzulaufen sind, und viele davon fallen auch trocken. Deswegen möchten wir eine längere Fahrt einlegen, um möglichst weit nach Westen zu kommen, wahrscheinlich fahren wir nach Roscoff, dort hat letztes Jahr eine ganz neue Marina eröffnet, die zu allen Zeiten anzulaufen ist. Danach kommt dann auch schon bald Brest und dann liegt ja auch schon die Biskaya vor uns. Da werden wir wohl recht spontan entscheiden, ob wir direkt darüber fahren oder an der Küste entlang fahren. Aber wir hoffen, dass das Wetter eine Überfahrt zulässt, wir wollen so langsam immer dringender weiter nach Süden.

Felix im Hafen von St Helier (Jersey)

Felix im Hafen von St Helier (Jersey)

Feiern, dass die Deutschen weg sind!

Feiern, dass die Deutschen weg sind!

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Hier könnt ihr nachlesen, warum man sich hier so gefreut hat 🙂

2013-06-12 (Jersey)

Ausgeschlafen, seit langem mal wieder! Ihr glaubt gar nicht, wie erschöpft wir manchmal sind, die Tage sind mehr als ausgefüllt und vor Anker schläft man auch nicht so tief wie im Hafen. Zu hause kümmert man sich nur insofern ums Wetter, ob man einen Schirm mitnimmt oder nicht, hier steckt mehr dahinter. Haben wir gar keinen Wind, müssen wir alles motoren, kommt der Wind von vorne, dann müssen wir auch motoren, und das auch noch auf Kotzkurs! Und auch wenn wir idealen Wind haben, so sind wir unterwegs nicht untätig, irgendwas ist immer: Fischernetze, Hochgeschwindigkeitsfähren, Rennboote, navigatorische Warnungen per Funk (z.B. dass bald irgendwo was in die Luft fliegt). Aber: Wir wollen nicht jammern, uns geht es gut und wir sind sehr zufrieden. Aber da die Frage ja öfters auftaucht, was wir eigentlich so den ganzen Tag machen, wollen wir euch das ein bisschen erklären. Auch heute hat die Planung für die nächsten Tage viel Zeit in Anspruch genommen, da die Wetterlage für die nächsten Tage sehr unstet ist und wie hier ja immer noch sehr viel Tidenhub und Strömungen haben, sodass man auch nicht einfach mal so los fahren kann. So geschützt wie wir hier liegen, wir können hier aus dem Hafen auf Grund eines Sülls nicht immer auslaufen, nur plus/minus 3 Stunden um Hochwasser, d.h. nur zweimal am Tag.

Unsere Planung sieht momentan in etwa so aus:

  1. Wind für die nächsten Tage? (Richtung, Stärke, Böen, Konstanz)
  2. Wo kommen wir mit diesem Wind hin? Für alle Nichtsegler, wir (wie auch alle anderen Segelschiffe) können nicht mit einer festen Windrichtung in alle beliebigen Richtungen segeln. Vor allem können wir natürlich nicht gegen den Wind segeln.
  3. Wie weit entfernt liegt das Ziel? Erreicht man das an einem Tag? Oder müssen wir über Nacht fahren? D.h. kann man den Hafen bei Nacht sicher anlaufen? Nachts sieht man eigentlich gar nichts, besonders keine Fischernetze, Felsen, die aus dem Wasser ragen (von denen gibt es hier genug!) etc.
  4. Schaffen wir es für diese Route die Strömung auf unserer Seite zu haben, zumindest größtenteils? Durch Ebbe und Flut fließt das Wasser permanent hin und her. Dafür brauchen wir Strömungskarten, die uns sagen, wie viele Stunden vor und nach Hochwasser (in unseren Karten ist das Hochwasser von  Dover der Bezugspunkt) das Wasser mit welcher Geschwindigkeit in welche Richtung fließt. Das Strömungsverhalten ist natürlich um Inseln und Kaps ziemlich wirr. Wie wir bereits geschrieben haben, gibt es rund um die englischen Kanalinseln Strömungen bis zu 10 Knoten, d.h. bei „falscher“ Strömung kommen wir unter Segeln oder auch Maschine (5-6 Knoten) nicht voran, bzw. fahren sogar rückwärts. Da sich Ebbe und Flut ca. alle 6 Stunden abwechseln, gibt es auch nur maximal 6 Stunden Strömung in dieselbe Richtung. Das wiederum heißt, dass wenn man länger als 6 Stunden unterwegs ist, man die Strömung zwangsweise irgendwann gegen sich haben muss. Wann müssen wir also losfahren?
  5. Kommen wir zu dieser Zeit aus dem Hafen heraus?
  6. Wann kommen wir voraussichtlich an? Hier müssen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit rechnen, die wir nur schätzen können. Mittlerweile wissen wir zwar ungefähr, wie schnell Felix auf gewissen Kursen segeln kann, aber ob der Wind hält was er versprochen hat, können wir auch nicht wissen. Zusätzlich muss mit mitlaufender oder gegenlaufender Strömung gerechnet werden.

Das alles bedeutet immer einen Kompromiss (Wind, Strömung, gewünschtes Ziel, Ankunftszeit, Länge des Törns) zu finden, das kann auch heißen, dass man auch mal mitten in der Nacht losfahren muss, damit alles einigermaßen passt.

Jetzt wisst ihr in etwa, für was unsere Zeit so drauf geht. Ein bisschen Zeit bleibt natürlich noch, um sich am neuen Ort umzuschauen und dann im Blog darüber zu berichten. Mittlerweile haben wir so viel über Navigation gelernt, wie man in tausend Theoriekursen nicht lernen kann und jedes sichere Ankommen ist ein Erfolgserlebnis, dass wir dann auch als solches genießen.

Auf der ist Sven mal durch Indien gefahren!

Auf der ist Sven mal durch Indien gefahren!

Traue keiner Rechnung, die ein anderer gemacht hat!

Wir haben im letzten Beitrag Bilder gepostet!

2013-06-09 (St Peter Port nach Jersey)

Wenn man nicht alles selber rechnet! Jetzt war ich extra beim Hafenmeister um in Erfahrung zu bringen, wann wir die Victoria Marina verlassen können. Habe mehrfach nachgefragt und die von ihm genannte Uhrzeit wiederholt (und noch eine halbe Stunde Toleranz dazu gegeben) und er hat mir 11 Uhr bestätigt (für mich natürlich 11 Uhr Ortszeit, was also 12 Uhr MESZ entspricht). Wir waren dann sehr fleißig am Morgen, nochmal ausnutzen, solange man Duschen und Strom hat. Also war noch Schiff putzen und Wasser tanken angesagt. Vor 11 haben wir dann abgelegt und ich sehe, dass die Wasserstandsanzeige am Süll bei ca. 1,10 m liegt! Also schnell mal die Marina anfunken, die dann gesagt hat, wir sollen besser nicht drüber fahren. Also wieder einparken und ab zum Hafenmeister. Er entschuldigte sich natürlich, falls er einen Fehler gemacht haben sollte, aber schließlich sind wir ja selber für unsere Navigation verantwortlich. Recht hat er ja! Das hat mich sehr geärgert, dass so aufs Brot geschmiert zu bekommen, da wir sonst sehr vorsichtig und umsichtig sind und alles mehrfach nachrechnen. Und jetzt haben wir uns einmal auf die Aussage eines Dritten verlassen und schon ist es nichts! In Zukunft werden also auch Informationen von Hafenmeistern (er hat mir noch gesagt, er macht das schon 13 Jahre lang!) nachgerechnet. Vertraue keiner Rechnung, die du nicht selber gemacht hast. Da musste ich mich dann schlimm ärgern. Damit war unser schöner Plan für heute erstmal futsch. Also gut, dann können wir jetzt halt nicht um halb 4 wie gewünscht mit voller Strömung bis nach Jersey fahren, sondern können die Marina erst um 18:30 MESZ verlassen und haben dann eben nicht die ideale Strömung. Und tanken können wir leider auch nicht mehr, da die Tankstelle geschlossen hat. Grrrrr!!!! Naja, tanken können wir auch auf Jersey. Die Fahrt aus dem Hafen ging problemlos, Segel hoch und zack sind wir mit 6 Knoten dahin gerauscht. Felix ist wirklich super gelaufen und die kurze Strecke nach Jersey verging wirklich schnell. Das war richtig schönes Segeln. Die Sonne kam dann tatsächlich auch noch heraus (es war den ganzen Tag diesig) und es ist ja noch recht lange hell. Wir sind dann in die Saint Brelade Bay, um dort zu ankern, da der Wind am Abend und am nächsten Tag abnehmen sollte. Zum Glück sind wir gut voran gekommen, denn es wurde dann sehr schnell dunkel und wenn man die Bucht nicht kennt, dann sieht es dort sehr bedrohlich aus mit den vielen Felsen. Der Wind war auch nicht das Problem, sondern der Schwell, der Felix von der Seite kräftig aufschaukeln lies. Wirklich unbequem wars nicht, aber gemütlich und angenehm wars auch nicht.

Neulich am Kühlschrank.

Neulich am Kühlschrank.

Die haben uns später überholt, einer links einer rechts, und das nicht gerade langsam und leise!

Die haben uns später überholt, einer links einer rechts, und das nicht gerade langsam und leise!

Der düst gerade mit über 30 Knoten an uns vorbei (wissen wir dank AIS).

Der düst gerade mit über 30 Knoten an uns vorbei (wissen wir dank AIS).

Auf dem Weg nach Jersey.

Auf dem Weg nach Jersey.

2013-06-10 (Jersey)

Da Felix am Morgen immer noch stark schaukelte, haben wir beschlossen uns in die Saint Aubins Bay zu verholen. Die ist etwas weiter östlich, kurz vor St Helier und ist größer und reicht tiefer ins Land hinein. Unser Plan ging auf und nun liegen wir recht ruhig und konnten heute noch ein paar Optimierungsarbeiten an den Segeln und andere kleine Dinge erledigen. Heute Nacht und am nächsten Morgen soll der Wind dann etwas zunehmen. Wir haben aber sowieso geplant, morgen früh in die Marina St Helier zu gehen (die ist hier direkt ums Eck), da der Wind für Dienstag und Mittwoch zunehmend und auch für unsere Weiterfahrt völlig ungeeignet ist, so haben wir etwas Zeit, uns die Insel anzuschauen. Wenn der Wind dann passt, wollen wir am Donnerstag weiter und zwar doch nicht wie zuerst geplant nach St Malo, sondern Richtung Paimpol, das liegt weiter westlich und sind nur ca. 10-15 sm mehr als nach St Malo, das im Süden von uns liegt. Ach ja, als wir auf dem Weg von Bucht zu Bucht waren, kam per Funk immer wieder die Meldung herein, dass heute 7 Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge (die haben wir schon im Hafen von Guernsey gesehen) unterwegs seien. Aber es hieß zuerst, dass diese sich hinter uns aufhielten, so haben wir uns diesbezüglich keine Sorgen gemacht. Doch plötzlich (und das ist dann wirklich plötzlich) sehe ich zwei schnelle Schiffe von hinten kommen und plötzlich fährt eins links und eins rechts mit 40 Knoten an uns vorbei. Man war das laut!!! Später kam dann per Funk die Durchsage, dass deren Fahrtgebiet wohl bis zu Einfahrt von St. Helier gereicht hat, da waren wir dann mal kurz mitten drin! Apropos Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge: Hier gibt es eine Fähre, die zwischen den Inseln pendelt und dabei mit über 30 Knoten von Insel zu Insel fährt. Bei unserer Fahrt von Guernsey nach Jersey hat uns also eine Fähre gleich zu Beginn überholt, die gleiche kam uns dann kurz vor Ankunft wieder entgegen. Das sind eben andere Reisegeschwindigkeiten!

Insel hopping

2013-06-07 (Alderney nach Guernsey; St. Peter Port)

Nachdem es gestern Abend mal etwas ruhiger an der Boje war, hat es dann gegen später doch noch ziemlich zugenommen. Wir sind ins Bett und wurden aber immer wieder geweckt, da es wirklich sehr stark gewackelt hat. Da unser Schlafzimmer vorne im Schiff ist, bekommen wir das Auf und Ab recht gut mit. Wir konnten trotzdem ein bisschen schlafen und wollten sowieso am Vormittag mit auslaufender Strömung Richtung Guernsey abhauen. Am Vormittag kam dann noch der Hafenmeister mit dem Schlauchboot vorbei, da durften wir dann noch 20 € dafür bezahlen, dass es mir hundeelend war, wir Mühe hatten die Boje überhaupt zu kriegen und die unruhigste Nacht bisher hatten! Aber dafür hatten wir auch eine Boje, die vielleicht doch besser als unser eigener Anker war. Dennoch: Alderney gibt natürlich keine Garantie dafür, dass die Boje das Schiff hält…

Abfahrt war dann gegen halb 12. Wir hatten bis zu 30 Knoten Wind von vorne. Wir haben unser Manöver also gut durchgesprochen, da wir auch bei dem Wind nicht mehr miteinander reden können, wenn ich auf dem Vorschiff bin und Sven an den Maschinen. Sven ist also so weit nach vorne gefahren, dass die Boje entlastet war und ich unseren Festmacher davon entfernen konnte, schnell damit aufs Schiff und ab in eine Bugkiste und dann schnell wieder nach hinten, vorne war es doch etwas ungemütlich. Dann erstmal gegen die Welle und den Wind aus der Bucht heraus motoren, da schlägt das Wasser gewaltig an unseren Felix und es macht richtige Schläge und dabei ist das ganze Schiff schnell voller Salzwasser. Doch Felix schiebt sich sicher weiter nach vorne. Als wir dann auf Kurs waren haben wir nur ein stark gerefftes Vorsegel gesetzt und damit lief Felix sehr gut und wir konnten wunderbar Kurs halten, besser gesagt, das hat mal wieder unser Autopilot, der Gustl, erledigt. Die Wellen wurden dann noch richtig hoch. Das ist ja immer schwer abzuschätzen, aber wir denken, dass es schon 3 Meter waren, die wir schräg von hinten abbekommen haben. Aber Felix hat das super gemanaged und die Wellen haben uns eigentlich ganz sanft gehoben und gesenkt. Kein Vergleich zu dem Geschaukel an der Boje! Wir hatten nur ca. 23 sm bis nach Guernsey und die gingen auch schnell vorbei. Die Einfahrt nach Guernsey ist eigentlich ganz einfach, allerdings war es etwas diesig, sodass wir zuerst nicht wussten wo es eigentlich hinein geht. Direkt vor der Einfahrt lag ein großes Kreuzfahrtschiff und Tenderschiffe waren permanent unterwegs die Passagiere an Land und zurück aufs Schiff zu befördern. Kaum im Hafenbecken, kam auch schon das Hafenpersonal per Schlauchboot und fragte ob wir in die Victoria Marina wollen und hat uns an einen Wartesteg vor der Marine zugewiesen, da die Marina durch einen Süll abgetrennt ist, damit der Wasserstand in der Marina nicht unter einen gewissen Pegelstand fällt. Wir waren sehr glücklich bei unserer Ankunft, da es das erste Mal war, dass wir so starken Wind hatten. Wir hatten permanent 5-6 Windstärken, in Böen 7 und das bei strahlendem Sonnenschein (was immer noch nicht heißt, dass wir weniger Kleidung an haben als am Anfang). Wir haben wieder gemerkt, dass Felix das richtige Schiff für uns ist und stärkere Winde und Wellen locker verkraftet. Außerdem sind wir ein sehr gutes Team und so langsam richtig gut eingespielt was die Aufgabenverteilung angeht. Eine Stunde später durften wir dann in die Marina und liegen nun ruhig an einem Schwimmsteg und freuen uns auf eine ruhige Nacht bei noch stärker werdenden Winden. Noch schnell die Zollpapiere ausfüllen und in den vorgesehenen Briefkasten eingeworfen und dann erstmal duschen gehen. Wir sind dann noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Alles ist hier sehr ordentlich und auch schön und alles ist plötzlich so britisch! Überall ist eine Bank anzutreffen und viele kleine Kleidergeschäfte. Die Insel soll ja auf Grund der niedrigen Steuern ein Shopping Paradies sein, ich würde mal sagen, es kostet hier genauso viel wie in Deutschland. Der Tag war zwar sehr anstrengend, vor allem auch mit der Nacht davor, aber wir fühlen uns gut und fallen müde ins Bett!

Abschied von Alderney. Auf Bildern sieht das Meer immer ganz zahm aus, da kann man sich nicht vorstellen, wie unruhig es wirklich war

Abschied von Alderney. Auf Bildern sieht das Meer immer ganz zahm aus, da kann man sich nicht vorstellen, wie unruhig es wirklich war

Einfahrt der Victoria Marina in Guernsey, St Peter Port

Einfahrt der Victoria Marina in Guernsey, St Peter Port

Ein Kreuzfahrtschiff mitten in der Hafeneinfahrt

Ein Kreuzfahrtschiff mitten in der Hafeneinfahrt

2013-06-08 (Guernsey, St. Peter Port)

Man, haben wir gut geschlafen! Dann haben wir gefrühstückt und sind zur Bushaltestelle direkt am Hafen um mit der Linie 91 für 2 Pfund um die ganze Insel gefahren zu werden. Doch leider waren wir so spät dran (20 min. vor Abfahrtszeit!), dass wir keinen Platz mehr im Linienbus bekommen haben. Also sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen um auf den nächsten Bus eine Stunde später zu warten. Da waren wir aber dann rechtzeitig da, die Schlange wurde auch wieder länger und länger und der Bus war wieder ganz voll. Die Rundfahrt war sehr schön und wir können das nur empfehlen. Man kann auch ein Tagesticket für 4,50 Pfund kaufen, dann kann man sogar unterwegs aussteigen und später wieder einsteigen. Es gibt ein paar schöne Strände und auch Ankerplätze. Da wir zu Niedrigwasser die Rundfahrt gemacht haben, konnten wir die ganzen trockenfallenden Steine sehen und verstehen nun, dass man nur als Ortskundiger die Ankerbuchten anlaufen sollte, wie es der Reeds empfiehlt. Sollten wir jemals wieder kommen (eher unwahrscheinlich), wissen wir nun Bescheid!

Gurnsey, Inselrundfahrt

Gurnsey, Inselrundfahrt

Strandrennen

Strandrennen

Blick auf St Peter Port

Blick auf St Peter Port

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Suchbild: Wo ist Felix?

Heute wurde ein Zelt hier im Hafen aufgestellt und die Musik läuft schon, da scheint es heute Abend noch etwas zu feiern geben. Da die Sonne hier wunderbar scheint und der Wind etwas nachgelassen hat, können wir hier direkt auf unsere Terrasse alles beobachten und können auch mal wieder draußen essen! Kam ja bisher noch nicht so oft vor!

Im Hafen von Guernsey liegt dieses Ungetüm.

Im Hafen von Guernsey liegt dieses Ungetüm.

DSCN2362Morgen früh verlassen wir dann die Marina und verholen uns an einen Wartesteg um dann gegen halb 4 nach Jersey aufzubrechen. Der Wind ist für morgen wieder moderater und am Montag soll er ganz einschlafen, das kommt uns gerade recht, denn wir wollen in einer Bucht von Jersey ankern und uns die Insel anschauen. Mal schauen, wann es dann wieder zurück nach Frankreich geht. Bevor wir aber morgen gehen, werden wir noch tanken, der Liter Diesel kostet hier 0,75 Pfund, das sind nicht mal 0,90 €. Das muss man doch ausnutzen! Da können wir einiges sparen!

Ob das Auto wohl einem Mann oder einer Frau gehört?!

Ob das Auto wohl einem Mann oder einer Frau gehört?!